Nachruf Conny

Im Gedenken an Conny Schenk-Kuchenbuch

Die Bühne Liestal trauert um ihre langjährige Präsidentin Conny Schenk

Nachruf von Thomas Schweizer

Die ganze Welt ist eine Bühne,
Und alle Menschen sind bloss Spieler.
Sie haben ihre Auftritte und Abgänge.
Und jeder Mensch spielt im Leben viele Rollen.

(Aus der Komödie «As you like it» von William Shakespeare)  

Ein Bild, gemalt von Connys Ehemann Jürg, zeigt mich als Naturarzt Zegliger Peter in unserer Grossproduktion, dem Musical «Syydeband und Bottewaage» als Abschluss des Kantonsjubiläums am 26. August 2008. Ich musste einen Rap «performen». Neben dem irren Tempo und dem genauen Wortlaut überforderten mich komplett die präzisen Einsätze. Da trat Conny in Aktion. Sie stand zwischen zwei weiteren Frauen hinter mir und jedesmal wenn ich einsetzen musste, gab sie mir einen kräftigen Stoss in den Rücken. Das half. Zusammen mit dem eingeklebten Text in einem alten Rezeptbuch wurde es mir möglich, diesen Song über die Rampe zu bringen.

Hilfe leisten, andere nicht fallen lassen: Das war typisch Conny. Sie hatte in ihrem Leben, ganz nach der Erkenntnis von Shakespeare, viele Rollen gespielt und war auf vielen Bühnen tätig. Sie war Fasnächtlerin, Sängerin und Schauspielerin. Mit ihrer schönen Gesangstimme trat sie als Schnitzelbängglere in Liestal bei den «Stedtliplauderi» und in Basel.bei den «Bebbi Zigge» auf. Da sie freundschaftlich mit der Schnitzelbangg «Dropfenzeller» verbunden war, lernte sie Inge Hulliger kennen. Auch sie war mit einer schönen Stimme gesegnet, so dass die beiden später das Gesangsduo «Black Mollies» gründeten. Auf der Konzertbühne sangen sie fröhlich und augenzwinkernd ihre Programme von Schlagern, Songs und Chansons.

Eine weitere Rolle von Conny war die der Organisatorin. Sie war verantwortlich für den legendären «Schlussobe» der Liestaler Bängg, und mit Inge zusammen gründete sie später das «Schalanderli» im Basler Volkshaus. Es war eine beliebte und willkommene Veranstaltung für die Schnitzelbänggler noch vor den «Drey scheenschte Dääg». Nach dem viel zu frühen Tod von Inge übernahm ihre Tochter Tamara Hartmeier-Hulliger, unsere Leading Lady aus «Syydeband und Bottewaage», ihre Aufgaben. Noch im vergangenen Februar brillierten Conny und sie mit humorvollen Conférencen und dem Präsentieren einiger Basler Spitzebängg.

Als einer der letzten Vertreter der Gründergeneration der Laienbühne Liestal versuche ich, die grossen Verdienste von Conny Schenk um unseren Theaterverein zu würdigen. Nach ersten losen Kontakten ist Conny vor 1989 zur Laienbühne gestossen. Wir bereiteten für «800 Jahre Liestal» das Festspiel «E Poetenäscht» von Hans Peter Gansner vor. Ihre liebenswürdige, einsatzfreudige Art und ihre Lust, öffentlich vor Publikum aufzutreten, waren ideale Voraussetzungen, um sich auch auf der Theaterbühne heimisch zu fühlen. Im Festspiel war sie erstmals dabei, und fortan spielte sie praktisch in allen Stücken wichtige Rollen.

Ihre grosse Stunde kam am 28. Juni 1998. Die Laienbühne lag laut Protokoll von Jürg Ewald «in der Agonie». An einer ersten Mitgliederversammlung zwei Jahre zuvor, wurde beschlossen, den Verein vorerst «auf Eis zu legen». Da sich in der Zwischenzeit nichts mehr tat, sollte der Verein 1998 aufgelöst werden. Da machte Conny den beherzten Vorschlag, einen Wiederbelebungsversuch mit einem teilerneuerten Ensemble zu wagen. Im Jahr 2000 wurde ein neuer Vorstand mit Conny als Präsidentin gewählt. Der Name unseres Vereins wurde leicht verändert und ist heute etwas digitalisiert die bühne_liestal. Der guten Lesbarkeit halber bleibt sie für mich die Bühne Liestal. Bereits ein Jahr später wurde mit gutem Erfolg und unter der Regie von Eva Tschui, Dramaturgin, das Märchen «S Gschpängscht Bublifuk» aufgeführt. Von nun folgten abwechselnd Komödien und Märchen mit zunehmendem Publikumszuspruch. Connys Organisationstalent zeigte sich auch 2006 als sie an der Spitze des Vorstands (ich war damals einige Jahre Vizepräsident) am 25. März in Liestal die Delegiertenversammlung des Regionalverbandes Nordwestschweiz des Schweizer Volkstheaters durchführen konnte. Später war es auch ihre Idee, die Einnahmen einer Aufführung dem Tierpark Weihermätteli zu übergeben. Es war während einiger Jahre ein kleiner Zustupf für diese schöne, wichtige und gut geführte Anlage.

Zwei Jahre später, 2008, erfolgte die neben dem «Poetenäscht» bereits erwähnte grösste, aufwändigste und nervenaufreibenste Produktion in der Vereinsgeschichte, das Schauspiel-Musical «Syydeband und Bottewaage». Nochmals zeigten, neben vielen anderen, Conny und Inge Hulliger mit ihren herausragenden Gesangsstimmen ihr Können in tragenden Rollen.

Conny Schenk hat ihr Amt im Jahre 2018 an Karin Schweizer weitergegeben. In den sechs Jahren hat die damals neu gewählte Präsidentin Connys Werk mustergültig und nicht minder engagiert weitergeführt, dabei aber auch neue Akzente gesetzt. Ein Schwerpunkt wurde die Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen. Ein erfolgversprechender Weg in die Zukunft.

Nun hat «Madame la Présidente», wie ich Conny stets mit Zärtlichkeit genannt hatte, am 16. Mai 2024 die irdische Bühne für immer verlassen. Wir werden unsere langjährige Präsidentin nie vergessen, denn ihre Verdienste um unseren Theaterverein sind immens. Wo immer Du auch bist, liebe Conny, spiel weiter deine Rollen, irgendwo in anderen Sphären, auf anderen Bühnen.